Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) hat die Gewinner des diesjährigen EuroTest-Preises bekanntgegeben. Vier Preisträger überzeugten die Jury mit innovativen Produkten, die für mehr Arbeitssicherheit am Bau sorgen. Die Verleihung fand am 8. April im Rahmen der Weltleitmesse Bauma in München statt.
Der EuroTest-Preis der BG Bau würdigt fortschrittliche Lösungen und Neuentwicklungen, die die Gesundheit und Sicherheit in der Bauwirtschaft verbessern. Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen beim technischen Arbeitsschutz und bei der Produktsicherheit. „Die Bauwirtschaft ist nicht nur eine dynamische, sondern auch erfinderische und kreative Branche. Das zeigen die Produkte, mit denen sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen um den EuroTest-Preis 2025 beworben haben“, sagt Hans-Jürgen Wellnhofer, kommissarischer Leiter der Hauptabteilung Prävention anlässlich der Preisverleihung am 8. April. Und weiter: „Immer wieder machen sich Menschen auf den Weg und entwickeln innovative Lösungen, die das Arbeiten am Bau sicherer machen. Auch in diesem Jahr konnten wir wieder vier Bewerber auszeichnen, die ihre Arbeitsschutzideen zur Marktreife geführt haben, um den Schutz für die Beschäftigten auf Baustellen und im Handwerk weiter nach vorn zu bringen.“
Siegerprodukte für mehr Arbeitssicherheit
Gewonnen haben die Avola A. Volkenborn aus Hattingen, die Bergische Universität Wuppertal, BRC Engineering aus Rain in der Schweiz und Liebherr-Werk Biberach aus Biberach an der Riß.
Sicherheitssystem an Baukreissägen auf Basis Künstlicher Intelligenz
Die Avola Maschinenfabrik wurde für die Entwicklung eines baustellentauglichen und KI-basierten Sicherheitssystems für Baukreissägen ausgezeichnet. Das System verfügt über eine Kamera mit einer KI-Handerkennung. Die Kamera erfasst den Tisch der Baukreissäge vollständig und überwacht die Bewegung der menschlichen Extremitäten. Je nach Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit passt das System den Sicherheitsbereich und die Zeit der Schnellabsenkung dynamisch an. Rund ein Drittel aller meldepflichtigen Arbeitsunfälle am Bau haben Verletzungen an den Händen zur Folge. Das Avola-Sicherheitssystem kann eine Lösung sein, um Unfälle an Baukreissägen, insbesondere Schnittverletzungen der Hände, zu verhindern.
Entwicklung eines pneumatischen Schalkörpers
Die Bergische Universität Wuppertal hat die Jury mit einem pneumatischen Schalkörper überzeugt. Für Arbeiten in der Höhe ist die Absturzprävention eines der wichtigsten Themen. Einen alternativen Ansatz bietet hier das von der Universität entwickelte pneumatische Schalungssystem für die Erstellung von Deckendurchbrüchen. Die Sicherheitsmaßnahme wurde direkt in das Schalungssystem integriert. Das heißt: Der pneumatische Schalkörper verbleibt in der Decke, wodurch die Absturzgefahr erheblich reduziert wird. Zusätzlich sorgt ein Drucksensor für eine kontinuierliche Überwachung und frühzeitige Warnung vor möglichen Gefahren, wie Druckverlust oder Beschädigungen. Das System wurde in Laborversuchen getestet. Derzeit laufen die technischen Machbarkeitsuntersuchungen mit dem Ziel der bauaufsichtlichen Zulassung.
Anbaugerät zur maschinellen Pfahlkopfbearbeitung
BRC Engineering wurde für eine technische Maßnahme zur maschinellen Pfahlkopfbearbeitung prämiert. Je nach Baugrund sind Pfahlgründungen für ein sicheres Fundament notwendig. Für die Bearbeitung und Kappung der Pfahlköpfe hat das Schweizer Unternehmen ein Anbaugerät entwickelt, das auch die Arbeitssicherheit für die Beschäftigten auf den entsprechenden Baustellen erhöht. Zum einen müssen die Beschäftigten nicht im Gefahrenbereich arbeiten, zum anderen können sie körperlich schwere und zum Teil gesundheitsgefährdende Arbeiten vermeiden, weil die maschinelle Pfahlkopfbearbeitung die manuelle Arbeit mit einem Pressluft- oder Hydraulikhammer vollständig ersetzen kann.
Assistenzsystem für Untendreherkrane
Der vierte Preisträger, Liebherr-Werk Biberach, konnte mit einem Assistenzsystem für Untendreherkrane punkten. Beim Einheben und Justieren von Bauteilen mit einem Kran kommt es immer wieder zu schweren Arbeitsunfällen durch Kollisionen mit unkontrolliert pendelnden Lasten. Das Assistenzsystem von Liebherr kann das Risiko für solche Unfälle minimieren und die Sicherheit auf Baustellen erhöhen. Es sorgt nämlich dafür, dass Lasten vom Kran pendelfrei angehoben werden können und kein Schrägzug entsteht. Dabei wird der Haken über dem Lastschwerpunkt positioniert und ausgerichtet, so dass Asymmetrien ausgeglichen werden – alles automatisch. Eine akkubetriebene „Inertial Measurement Unit“ am Lasthaken übermittelt die dafür notwendigen Daten per Funk an die Steuerung.