Guido Müller, Präsident des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz Bild: BV Farbe/Sebastian Bolesch

Konjunkturelle Aussichten für das Maler- und Lackiererhandwerk trüben sich weiter ein

Das deutsche Maler- und Lackiererhandwerk steht unter Druck. Hohe Kostensteigerungen, Auftragsrückgänge im Privatkundengeschäft sowie unsichere Rahmenbedingungen resultieren in negativen Umsatzerwartungen der Branche. Das ergab die Konjunkturbefragung des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz, die jedes Jahr in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt wird. 

Die Erwartungen zur Umsatzentwicklung und Ertragslage fallen demnach deutlich schwächer aus als noch im Vorjahr. Nur ein Viertel der über 1.100 befragten Unternehmen erwartet für dieses Jahr eine positive Umsatzentwicklung. Dies zeigt sich auch im Auftragsvorlauf. Im Gesamtdurchschnitt sinkt das Zeitpolster in den Auftragsbüchern von 11,4 auf 10,9 Wochen. Dieser Negativtrend ist bereits seit einiger Zeit zu beobachten. So betrug der mittlere Auftragsvorlauf vor drei Jahren noch 14,3 Wochen. 

Die Gründe für die negativen Umsatzerwartungen sind vielfältig. Mit 73 % geben die befragten Betriebe die steigenden Arbeitskosten als größte Herausforderung an. Gefolgt von der schwierigen Auftragslage bei Privatkunden (67 %) sowie den wirtschaftlich und politisch herausfordernden Rahmenbedingungen, wie z. B. der Bürokratiebelastung (64 %). Aber auch die Inflation macht der Branche weiterhin zu schaffen. So wurden erneut im Vorjahresvergleich besonders deutliche Preissteigerungen bei den Energiekosten sowie der Kfz-Versicherung und -steuer festgestellt. 

Angesichts dieser betriebswirtschaftlichen Herausforderungen gehen 63 % der Betriebe in diesem Jahr von einer unveränderten Beschäftigung aus. Betriebe, die neu einstellen möchten, suchen überwiegend Gesellen. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel zeigt sich im Maler- und Lackiererhandwerk ein geteiltes Bild. Während ein Viertel der Betriebe keine Auswirkungen spürt, können 37 % der Betriebe den Mangel an qualifizierten Fachkräften noch personell ausgleichen.

Dramatisch ist hingegen, dass bereits ein Drittel der Unternehmen Aufträge nur verzögert oder gar nicht ausführen kann, weil ihnen das geeignete Personal fehlt.

Den Großteil ihres Umsatzes, nämlich 85 %, erwirtschaften die befragten Maler- und Lackiererbetriebe auch in diesem Jahr mit Renovierungen und Sanierungen – Tendenz leicht steigend. Größte Umsatztreiber bleiben Tätigkeiten in Innenräumen mit 59,1 %, gefolgt von Malerarbeiten an der Gebäudehülle mit 25,3 %. Zu den umsatzstärksten Tätigkeitsfeldern innerhalb dieser Kategorien gehören klassische Malerarbeiten mit 29,9 %, gefolgt von Fassadenbeschichtungen mit 15,9 % und Tapezierarbeiten mit 11,4 %.

Befragt nach der Einschätzung ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit zeigt sich die Branche ambivalent. So fühlen sich 26 % der Maler- und Lackiererbetriebe sehr gut aufgestellt, verfügen über einen starken Marktanteil und ein gutes Team. Die Mehrzahl der Befragten (58 %) sieht hingegen Herausforderungen auf sich zukommen, fühlt sich jedoch grundsätzlich gut aufgestellt. Demgegenüber steht ein Viertel der Betriebe, die Schwierigkeiten haben, sich gegen ihre Konkurrenz durchzusetzen und sogar mit Auftragsmangel und Marktanteilsverlusten kämpfen.

„Unser Handwerk besteht traditionell aus inhabergeführten Kleinst- und Kleinbetrieben“, erklärt Guido Müller, Präsident des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz. „Während größere Betriebe über diversifizierte Auftraggeber und Angebotsportfolios verfügen, bekommen kleine Betriebe die derzeitigen volatilen Rahmenbedingungen unmittelbar zu spüren. So kann es nicht weitergehen. Damit unser Handwerk eine zukunftsfähige Perspektive hat, brauchen wir endlich wieder politische und wirtschaftliche Stabilität.“

In der jährlichen Konjunkturbefragung des Bundesverbands Farbe Gestaltung Bautenschutz und der Fachberatungs- und Informationsstelle (FIS) befragt Forsa, eines der führenden Markt- und Meinungsforschungsinstitute, seit 2020 die organisierten Maler- und Lackierbetriebe aus Deutschland zu aktuellen Einschätzungen, Eckdaten und Trends rund um die wirtschaftliche Situation und zeichnet daraus ein Stimmungsbild der Branche. Der vollständige Konjunkturbericht kann auf farbe.de heruntergeladen werden.

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