Am 24. Januar 2025 fand der Neujahrsempfang und zugleich die Vernissage der Leistungskurs-Teilnehmer der Maler und Lackiererinnung Region München statt. Obermeister Andreas Romanow empfing über 150 Teilnehmer in den Räumlichkeiten der Innung.
Gleich zu Beginn seiner Rede wies OM Romanow auf eine Besonderheit hin: "Wir alle sind hier Teil einer historischen und hoffentlich auch zukunftsweisenden Veranstaltung: Es ist der erste offizielle Termin der zum 1. Januar 2025 neu fusionierten Maler und Lackiererinnungen München Stadt und Land sowie der Landkreise Fürstenfeldbruck, Mühldorf & Altötting zur Maler und Lackiererinnung Region München.”
Neben den Azubis aus dem Begabtenkurs , ihren Familien, Ausbildern und Freunden begrüßte Romanow die Mitglieder, Ehrenmeister, befreundete Obermeister, Berufsschulvertreter, Innungsmitarbeiter und zahlreiche namhafte Personen aus Politik und Handwerksorganisationen sowie deren Umfeld.
Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München, ließ es sich nicht nehmen, der Innung zur gelungenen Fusion zu gratulieren und seiner Begeisterung über die schönen Exponate der jungen Handwerkskünstler Ausdruck zu verleihen. In seinem Grußwort machte er deutlich, dass das Handwerk in der Politik mehr Gehör verdient, aber auch, dass dieses sich immer wieder – durchaus penetrant – Gehör verschaffen muss.
Eine emotionale Rede hielt Kursleiter Hans Fichtl, dessen “Baby” – der Leistungskurs – im Rahmen der Veranstaltung besonders zelebriert wurde. Er bedankte sich bei den Betrieben für deren entgegengebrachtes Vertrauen, dafür, dass sie ihre talentierten Azubis für sieben Wochen entbehrt und ihnen die Möglichkeit der Teilnahme eingeräumt haben. Fichtl reflektierte zudem den Kursverlauf und blickte auf eine unvergessliche Zeit zurück: Arbeiten mit Kalk-Zement-Putz, Acryl-Lack, 2-Komponenten Lack, Schlagmetall, Blattgold mit Bronze und Erdpigmenten mit Zahnkelle und Spitzpinsel, Naturschwamm und Plastikfolie. Eines ist klar: Die entstandenen Exponate können sich mehr als sehen lassen. Voller Spaß wurde gearbeitet, die Gruppe agierte als Team und das Ergebnis: Wissenserweiterung! Erfahrung! Über den Tellerrand schauen! Ja, das Erlernen von altehrwürdigen und topmodernden Maler-Techniken, die die jungen Menschen auf diese Art in der normalen Ausbildung nicht erlernt.
Franz-Xaver Peteranderl, Präsident der HWK für München und Oberbayern, ergriff anschließend das Wort. Das Handwerk hat es nicht einfach, neben Bürokratie, steigenden Rohstoff- und Energiepreisen sowie Fachkräftemangel sei die Branche gebeutelt. Auch hob er die Bedeutung von starken Interessenverbänden in diesem Zusammenhang hervor und lobte die Innungen für die Fusion aus Münchnern und Mühldorf-Altöttingern in der Rekordzeit von nicht einmal zwei Monaten. An der Seite von Peteranderl waren auch Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers mit dem Mitglied der Geschäftsführung Andreas Wagnitz und dem umtriebigen Leiter der Nachwuchsförderung, Alexander Dietz, präsent.
Obermeister Andreas Romanow hielt die Hauptrede der Veranstaltung. Er richtete sich zunächst an die Teilnehmer der Exzellenz-Maßnahme “Leistungskurs”. Es sei noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber hier (im Leistungskurs) würden sie geboren. Recht hat er, denn der Leistungskurs ist die Kaderschmiede der Innung. Er hat schon viele Teilnehmer und auch Sieger internationaler Berufswettbewerbe hervorgebracht – bis hin zu Europa- und sogar Weltmeistern. Zuletzt ging Janick Mensinger aus Frankfurt 2024 für Deutschland bei den Worldskills in Lyon ins Rennen.
Anschließend knöpfte sich Romanow die Politik vor. Leidenschaftlich, aber auch mit großem Unmut sprach er über jahrzehntelange Fehlentwicklungen, wie den allmählichen Niedergang der Infrastruktur, die Verschwendung von Steuergeldern, z. B. durch Minister Habeck über unwiederbringlich versenkte Subventionen an mittlerweile insolvente Konzerne.
Dem Handwerk werde zu wenig Gehör geschenkt. Die Ungleichbehandlung von beruflicher und akademischer Bildung sei immer noch stark spürbar. Die “Schizophrenie der Akademisierung” beschrieb er besonders anschaulich mit diesem Beispiel: “2023 waren im Fach Architektur insgesamt 46.000 Studenten eingeschrieben, was einen Zuwachs von gut ein Prozent zum Vorjahr bedeutet. Beendet haben das Studium etwa 8.500 Studierende. Im gleichen Jahr gab es im Maurerhandwerk rund 7.600 Auszubildende insgesamt. Und die Zahl ist seit Jahren rückläufig: 20 Jahre zuvor gab es noch etwa 12.000 Auszubildende. Den Gesellenbrief haben 2023 übrigens rund 2.000 Maurer-Azubis erhalten. “2.000 neue Maurer vs. 8.500 neue Architekten" heißt: Auf jeder Baustelle können sich vier Architekten um einen Maurer kümmern. "Da wird das Bauen auch nicht günstiger!”
Von großem Applaus begleitet nannte er weitere Beispiele, wo Arbeitgebern zusätzliche Pflichten aufgebürdet werden: von Lohnbescheinigungen für die Arbeitsagentur bis hin zur elektronischen Krankmeldung, die zur Holschuld gemacht wird. In Bezug auf die Vorfälligkeit der Sozialversicherung sei er mit seinem Betrieb statt wie noch 2005 mit 36, im Jahr 2024 mit 840 Verwaltungsvorgängen beschäftigt. Damit sprach er vielen Zuhörern aus der Seele.
Versöhnlich schloss Romanow mit Hinweis auf die vielen Dinge, die sich weltweit über die Jahrzehnte deutlich verbessert hätten und nicht zuletzt zählten die Menschen in Oberbayern zu denen, die in Deutschland besonders glücklich seien. Dies sei eine goldene Brücke zur Essenseinladung und zum Betrachten der Kunstwerke.#
Nach einem Flying Buffet und guten Gesprächen wurden die Exponate der Leistungskursteilnehmer bestaunt und Fotos geschossen, um den Moment festzuhalten.